.„Wer Pokal sagt, meint die SGH“. Ganz so war es die letzten Jahre leider nicht, wenn es um den Stadtpokal ging. Aber es ist natürlich nie zu spät, ein neues Kapitel zu schreiben. Und dafür empfing die SG Handwerk den klassenhöheren Kontrahenten vom BSV 79. Gern hat der Pokal ja seinen eigenen Gesetze.
Gerade der vermeintliche Underdog profitiert gerne mal von dieser Floskel. Darum ging also was für Blau – Weiß. Personell hatte das Spielerkarussell irgendwie 16 Akteure zusammengewürfelt. Optimal ist sicher anders. Aber auch kein Grund zur Panikmache. Die Ausrichtung war vom Anpfiff weg klar zu erkennen.
Kein Hurra – Fußball, nichts wildes. Sondern dicht gestaffelt, hellwach und auf die Chancen lauern. Sollte doch der BSV erst mal etwas anbieten. Darum war der Gast auch bemüht, hatte mehrheitlich den Ball und Fläche zum Bespielen.
Handwerk bekam das auch gut in den Griff. Und hatte doch nach 15 Minuten das erste Nachsehen. Einmal zu weit weg vom Mann, einmal verkehrt gestanden, drin das Ding. Aber weder war man schockiert, noch bekam der BSV nun Überwasser. So dauerte es nur wenige Zeigerumdrehungen und es durfte der Ausgleich bejubelt werden.
Brentrop mit einer guten Ecke fand Schulzes luftiges Haupthaar und dieser drückte den Ball zum 1:1 in die Maschen. So durfte es gerne weitergehen. Alles auf 0 – weiter gings. Die Gäste hatten sicher die bessere Spielanlage, kombinierten gefälliger, ließen den Ball ordentlich laufen.
Was man aber auch von einer LK-Mannschaft erwarten darf. Handwerk aber voll im Geschehen. Bälle wurden geklärt, Schüsse geblockt, Konter gefahren, dass Spiel auch mal leicht regelwidrig gestoppt.
Aber alles im Rahmen und in einem Pokalfight notwendig. Die große Dominanz war bei Grün nicht zu erkennen. Mit dieser massiven Gegenwehr hatte man vielleicht nicht gerechnet. Auf beiden Seiten gab es bis zum Pausenpfiff noch Chancen auf weitere Treffer. Einzig, es fielen keiner mehr. Und so ging es nach 45 Minuten mit dem 1:1 in die Kabinen.
Alles also noch offen. So war das bei der SGH auch angedacht. Ein Ergebnis, was mehr nützte als schadete. Man durfte jetzt nur nicht nachlassen. Und das taten die Handwerker in keinem Fall. Denn mit Beginn des zweiten Durchgangs merkte man, hier ging noch mehr. Ein ums andere Mal fand man nun Lücken in des Gegners Defensive.
Klitsch und Fieseler wirbelten die Verteidigungsreihe ganz schön durcheinander. Und so waren es diese beiden, die das Ergebnis in der 61. Minute komplett drehten. Hatte Sturmtank Klitsch selbst schon die Chance auf den Abschluss, sah er gerade noch den besser postierten Fieseler und dieser ließ sich nicht lange bitten. Trocken und humorlos rein das Leder zum 2:1. Schon das war aller Ehren wert.
Hielt nur leider nicht allzu lange. Wie in Hälfte 1 fiel quasi im Gegenzug der 2:2 Ausgleich. Das konnte hier noch ganz lustig werden. Denn mindestens gut 30 Minuten waren ja noch zu gehen. Die taktischen Fesseln wurden auf beiden Seiten nun immer mehr abgelegt.
Erstmal frisches Personal auf den Platz. Vielleicht war ja ein Glücksgriff dabei. Je näher die 90. Minute kam, desto nervöser dürften einige Akteure und Anwesenden werden. Denn jeder weitere Treffer würde wohl die Entscheidung bringen. Handwerk kämpfte aufopferungsvoll. Wenn schon Pokal, dann doch bitte mit Verlängerung.
Wann darf man schon mal 120 Minuten am Stück spielen. Gesagt, getan. Mit dem 2:2 ging es in die Extra – Time. Hier fiel man den weiter schwindenden Kräften zum Opfer. Die Gäste stellen per Doppelschlag auf 2:4 bogen so langsam auf die Siegerstraße ein. Der Platzverweis für Handwerk war dann der nächste kleine Nackenschlag. Dachte man. Das 2:5 im Anschluss spielte für den Moment keine Rolle. Denn die Hausherren bekamen nochmal die gefühlte fünfte Luft in dieser Partie. Alles nach vorn, alles auf Attacke.
Ein Mann weniger ? Egal ! 3 Tore zurück ? Na und ! Der eingewechselte Schmidtke ließ mit einem Doppelpack kurz vor Toresschluss das weite Rund nochmal beben. Der BSV auf einmal mit dem Rücken zur Wand. Handwerk wollte das verdammte Elfer – Schießen !
Noch ein paar Minuten und der ersehnte Treffer würde fallen. Selbst für den neutralen Beobachter fiel die Nachspielzeit allerdings sehr sehr dürftig aus. Da hatte wohl jemand noch andere Termine am frühen Abend. Der Schlusspfiff machte diesem Spektakel dann ein Ende. Leider zu Ungunsten des Gastgebers. Der Traum von der nächsten Runde war ausgeträumt.
Trotz Niederlage musste man einfach den Hut vor dieser Mannschaftsleistung ziehen. 120 Minuten Kampf, Wille, Einsatz, Schmerz und Rückschläge….Alles hatte die SG Handwerk heute gezeigt oder weggesteckt. Jeder war an seine Grenzen gegangen, ja eigentlich darüber hinaus. Ein Mutmacher und kleiner Ausblick auf das, was im Laufe der kommenden Saison möglich ist und nötig sein wird. Ziehen Mannschaft und Trainer Kraft und die richtigen Schlüsse aus diesem Auftritt, kann das eine erfolgreiche Stadtoberliga-Spielzeit werden.
(rt)
Aufstellung:
Schröter – Schröder, Schulz, Kleinert (110. Kreuziger), Schöber – Bliedung (63. Gregor), Reeh, Edmond (106. Voigt), Brentrop (85. Kohnert) – Klitsch (85. Schmidtke), Fieseler
Tore:
0:1 Nsangou (15.)
1:1 Schulz (19., Brentrop)
2:1 Fieseler (53., Klitsch)
2:2 Nsangou (63.)
2:3 Takaw (100.)
2:4 Nsangou (106.)
2:5 Yakhyaev (115.)
3:5 Schmidtke (120., Kohnert)
4:5 Schmidtke (120.+1)
Gelbe Karten:
Schöber, Brentrop, Schmidtke, Schulz, Schröder / –
Gelb-rote Karte:
Fieseler (111., Meckern, Behinderung)
Schiedsrichter:
Memis Ozcan (Abdala Aladas, Raphael Gukasjan)
Zuschauer:
35
