.Landauf landab gelten ja Absteiger im Fußball fast schon automatisch als ein Aspirant für den Wiederaufstieg. Wollte man diesen Floskeln Glauben schenken, hatte die SG Handwerk mit Germania Olvenstedt ein richtig dickes Brett zu bohren. Aber Bangemachen galt nicht. Denn die Wahrheit liegt nur auf dem Platz. 5€ ins Phrasenschwein dafür.
Pünktlich um 14 Uhr ertönte der Anpfiff zu diesem Stadtoberliga-Duell. Die Gäste waren sofort um die Spielkontrolle bemüht. Handwerk hatte das wohl wissend eingeplant und überließ Germania die eigene Hälfte. In einigen Situationen ließ Olvenstedt schon recht gefällig den Ball laufen. Hier hatte die SGH allerhand Mühe, noch rechtzeitig das eigene Tor zu verteidigen. Und aus diesem Dauerdruck resultierte fast logischerweise in der 10. Minute das 0:1 für die Gäste. Sicher was das erst mal eine kalte Dusche für die Kreuziger-Elf, die man verdauen musste. Aber man nahm dies als zusätzliche Motivation und biss sich minütlich mehr und mehr in diese Partie. Nicht nur defensiv sah das jetzt deutlich besser aus, auch die Abteilung Attacke ließ immer häufiger ihr Können aufblitzen. Wichtig war aber trotzdem, den Spagat zwischen „Torverhinderung“ und „Ausgleich erzielen“ zu schaffen.
Denn ein weiterer Gegentreffer wäre sehr suboptimal für die angestrebten Ziele gewesen. Es war ein unterhaltsames Duell zweier, zum Ende der ersten Hälfte, fast gleichwertigen Mannschaften. Für den neutralen Zuschauer mit Sicherheit gut anzuschauen. Der Gästeblock war nur sehr spärlich gefüllt. Gerüchten zufolge hatten die Olvenstedter Ultras ihren 71er Bus verpasst ;). In Wahrheit lag es wohl daran, dass ihre Zweitvertretung fast zeitgleich spielte. In schöner Regelmäßigkeit gab es hüben wie drüben mal größere, mal kleinere Chancen. Alle blieben aber ungenutzt und so ging es mit dem knappsten aller Rückstände in die Kabinen.
Gerade für die SGH gab es noch lange keinen Grund zur Panik. Knapper Rückstand, gut im Spiel, hier war noch alles möglich.
Und so traten die Hausherren auch mit Wiederanpfiff auf. Ließ man Germania zu Beginn des zweiten Durchgangs noch mitspielen, kippte die Waage quasi mit jeder Zeigerumdrehung mehr in Richtung Handwerk. Egal ob lange Einwürfe, Dribblings, oder Standards, die SGH fand immer wieder Mittel und Wege, in die gefährliche Zone ihres Kontrahenten zu kommen. Was einzig fehlte, war der Ausgleich. Man merkte jedem Blau – Weißen die Motivation förmlich an, hier und heute noch Zählbares mitzunehmen. Kein Weg war zu weit, kein Zweikampf zu aussichtslos, um ihn zu führen. Jeder schien verinnerlicht zu haben, worauf es bis zum Abpfiff ankommen würde.
Noch ein Freistoß, noch eine Ecke. Irgendein Weg musste doch zum Erfolg führen. Olvenstedt beschränkte sich hier schon lange auf das bloße Verteidigen. Die Uhr tickte gnadenlos herunter. 90 Minuten waren rum. Auch die vom 4. Offiziellen angezeigte Nachspielzeit war quasi aufgebraucht. Ein letzter Ball kam über Schröder, Edmond, eventuell Erdmanns spärliche Haarpracht zu Thurm. Dieser ließ auf seine unnachahmliche Art niemanden mehr an das Spielgerät, konnte sich noch drehen und den viel umjubelten Ausgleich erzielen.
Nun brachen alle Dämme. Fans und Reservebank stürmten das Feld. Die beiden Ordner hatten alle Hände voll zu tun, die feiernde Masse wieder einzufangen. Zwar wurde nochmal angepfiffen. Aber auch nur, um direkt im Anschluss abzupfeifen. Der Punkt war gerettet, der Aufwand hatte sich gelohnt. Und der 1:1 Endstand war mehr als verdient. Die Hausherren hatten bis zum Ende alle Hebel in Bewegung gesetzt und hatten damit Erfolg.
Klar war es ein Punkt für die Tabelle. Und dieser könnte noch ganz wichtig werden. Aber noch viel mehr war es ein Punkt für die Moral. Hatte man sich doch damit selbst bewiesen, dass Kampf, Leidenschaft und Einsatz belohnt werden. Können die Jungs das alles bis zum nächsten Sonntag konservieren und dann wieder an den Tag legen, sollte die „Ungeschlagen-Serie“ weiter bestand haben.

(rt)



Aufstellung:
Schröter – Schröder, Schulz (64. Edmond), Erdmann, Schöber – Reeh (81. Ganzer), Reinicke, Popien – Brentrop (64. Fieseler), Thurm, Langer

Tore:
0:1 Arndt (10.)
1:1 Thurm (90.+4, Edmond)

Gelbe Karten:
Thurm, Schulz / Bauch, Sevcov

Schiedsrichter:
Thomas Neumann (Adrian Scharf, Nick Blume)

Zuschauer:
42