Nach dem Kantersieg in der Vorwoche wartete mit dem FC Zukunft/Preussen ein ganz anderes Kaliber auf die SG Handwerk. Gegen einen selbsternannten Aufstiegsfavoriten würde es eine gänzlich andere Partie werden als zuletzt. Hier hieß es, möglichst lange die Null zu halten. Denn offensiv gepolte Teams sollte man tunlichst nicht noch unnötig in die Karten spielen.
Diese Ausrichtung bekam nach zwei Minuten aber schon den ersten herben Dämpfer. Zukunft ging quasi mit dem ersten Angriff mit 1:0 in Führung. Kontraproduktiv für die SGH, aber noch lange kein Grund, von der gewählten Philosophie abzuweichen. Denn die bisherigen Saisonspiele hatten gezeigt, dass man offensiv immer etwas anbieten konnte. Die ersten eigenen Angriffe Richtung Tor waren noch zu zögerlich und ohne Durchschlagskraft. Um so überraschender war da das 1:1 nach knapp 20 Minuten durch Gehrke. Petersdorf hatte einen abgewehrten Ball nochmal lang und weit in den Strafraum gebracht, Gehrke stand genau richtig und traf per Hinterkopf zum Ausgleich. Schon dies schien den Hausherren nicht zu schmecken. Zukunft drängte sofort auf ein weiteres Tor, Handwerk musste stets hellwach und präsent sein, wollte man nicht erneut in Rückstand geraten. Zu diesem Zeitpunkt kam für den verletzten Brentrop Slotta in die Partie. Mit Glück und Geschick brachte man das Resultat in die Pause. Schon jetzt war klar, dass es eines weiteren Kraftaktes bedurfte, wollte man Zählbares von der Bodestraße mitnehmen.
So begann der FCZP den zweiten Durchgang mit einem Sturmlauf. Angriff auf Angriff rollte auf das Gehäuse von Gästekeeper Schröter. Hier kam die Mentalität bei Blau – Weiß zum tragen. Einsatz bis zum Letzten. Kampf um jeden Ball, als Einheit agieren. Die Intensität stieg von Minute zu Minute, weitere Treffer lagen förmlich in der Luft, waren nur eine Frage der Zeit. Zukunft hatte mehr vom Spiel, Handwerk hatte genug zu tun, den Kasten sauber zu halten. Etwas mehr Konsequenz oder mal Ruhe am Ball wären hier sicher hilfreich gewesen. Zu schnell war die soeben gewonnene Pille gleich wieder weg. So war es nur allzu logisch, dass es die Gastgeber waren, die erneut in Führung gingen. In der 67. Minute war man einfach zu weit weg vom Gegenspieler, bekam die Außenbahn nicht dicht und lag so mit 1:2 hinten. Für den neutralen Zuschauer und alle, die es mit dem FCZ hielten, schien das Geschehen nun doch den erwarteten Ausgang zu nehmen. Dies schien aber wie ein Weckruf für die Kreuziger – Elf zu wirken. Klar, nun hatte man nichts mehr zu verlieren. Also mit aller Kraft nach vorn. Denn sattelfest war des Gegners Defensive die gesamte Spielzeit über nicht gewesen. Und dieser Mut wurde belohnt. Handwerk schlug ein weiteres Mal zurück. Moritz war mit dem Ball bis zur Grundlinie durchgebrochen, schlug den Ball scharf vor das Tor. Ein Verteidiger von Zukunft stand goldrichtig und markierte mit einem Eigentor das 2:2. Alles wieder offen also. Das Momentum schien aber nun auf der Seite Handwerks. Der Favorit rannte fast schon verzweifelt immer wieder an. Aber nur noch selten strukturiert, so das alles wegverteidigt werden konnte. Als der vierte Offizielle die Nachspielzeit von 5 Minuten anzeigte, liefen viele Akteure nur noch auf Reserve. Der Übungsleiter der Gäste hatte hier schon längst seinen Joker eingewechselt. Er muss was geahnt haben. Ein letzter langer Ball in die Spitze, alle Spieler von Zukunft waren weit aufgerückt. Kreuziger zündete den Turbo, sprintete mit Ball Richtung Tor. Selbst deutlich jüngere Mitspieler konnten ihn nicht mehr einholen. So musste er es selbst höchstpersönlich zu Ende bringen. Und er markierte abgebrüht das 3:2. Ab einem bestimmten Alter spart man sich hier das Jubeln mit ausgezogenem Trikot ;).
Direkt danach war Schluss. Handwerk hatte wirklich alle drei Punkte erobert, ging als Sieger vom Platz. Sicher wäre man auch mit einem Unentschieden mehr als zufrieden gewesen. Es wäre vielleicht auch das gerechte Resultat gewesen. Andererseits, wenn der Underdog beim großen Favoriten gewinnt, ist das niemals unverdient. Denn dann hatte man über die gesamte Spieldauer sehr viel richtig gemacht. So hatte die Elf vom Umfassungsweg wieder einen Aufstiegsaspiranten gehörig geärgert und Punkte abgenommen. Belohnung hierfür ist aktuell der 3.Tabellenplatz. Darauf ausruhen sollte man sich aber keinesfalls. Denn Punkte geschenkt wird man weiterhin nicht bekommen. Dafür scheint die diesjährige Stadtoberliga viel zu ausgeglichen.
(rt)
Aufstellung:
Schröter – Schulz (85. Kreuziger), Petersdorf, Kleinert – Schenk (70. Michael), Reeh, Erdmann, Brentrop (29. Slotta) – Rexer, Gehrke, Moritz (80. Timpe)
Tore:
1:0 Faber (2.)
1:1 Gehrke (18., Petersdorf)
2:1 Faber (67.)
2:2 Lehrmann (79., ET, Moritz)
2:3 Kreuziger (90.+6)
Gelbe Karten:
Seidel, Lehrmann / Gehrke, Slotta
Schiedsrichter:
Justin Aderhold (Vincent Nahrstedt, Lukas Eckardt)
Zuschauer:
35