Es war ja abzusehen und doch nicht zu verhindern, dass letzte Spiel der Saison 22/23 in der Stadtoberliga. Rein tabellarisch ging es für beide Mannschaften um die goldene Ananas. Aber was heißt hier eigentlich, goldene Ananas.
Es war Derbyzeit in Neustadt. Da geht es immer um weit mehr als schnöde Südfrüchte. Noch einmal Gelb/Schwarz vs. Blau/Weiß. Und ich meine nicht, Dortmund gegen Schalke. Natürlich TUS gegen Handwerk, was auch sonst. Gerade die SGH war hochmotiviert, nach dem Hinrundensieg auch das Rückspiel für sich zu entscheiden. Und so begann das Duell ohne großes Abtasten. Hier zeigte sich TuS mit mehr Offensivdrang, drängte und beschäftigte die Gäste in der eigenen Hälfte. Handwerk musste mächtig auf der Hut sein, wollte man nicht früh in Rückstand geraten. Zwar gab es immer wieder Gegenangriffe, die wurden aber nicht zielstrebig genug zu Ende gespielt.
Und so ein kleiner Platz bietet nun mal wenig Raum für Entlastung. Keeper Schröter war aber stets auf dem Posten, konnte einige Male in höchster Not retten. Für die Heimseite war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis ihr Team in Front gehen würde. Aber Handwerk erarbeitete sich minütlich mehr und mehr Spielanteile, hatte nun mehr Ballbesitz und wurde gefährlicher.
Die Belohnung hierfür folgte in der 31. Minute. Nach einem weiten Einwurf fiel der Ball Brentrop quasi vor die Füße. Der fackelte nicht lange und vollendete platziert und überlegt zum 1:0 für die Gäste.
Vielleicht noch etwas überraschend zu diesem Zeitpunkt, aber auch das nimmt man natürlich gerne mit. Es war so was wie der letzte Booster, den die SGH gebraucht hatte. Denn von nun an gab es Chancen im Minutentakt. Thurm mit einem raffinierten Versuch von der Mittellinie, Thurm mit einem Schuss aus spitzem Winkel, alles nur um Haaresbreite am zweiten Tor vorbei. Die Waage war nun eindeutig von der Zielitzer Richtung Umfassungsweg gekippt.
Das der Schiedsrichter dann zur Pause pfiff, kam nur den Gastgebern zugute. Oft kann ja so eine Zeit zwischen den Hälften das Geschehen entscheidend beeinflussen. Nicht aber heute. Denn Handwerk machte dort weiter, wo sie aufgehört hatten. Mit schnellem, schnörkellosen Offensivspiel. So war der zweite Durchgang keine fünf Minuten alt, als die Führung ausgebaut werden konnte. Reeh war nach einem perfekten Ball in Tiefe durch nichts und niemanden mehr einzuholen, bediente den ebenfalls im Vollsprint mitgelaufenen Brentrop und dieser brauchte den Ball nur noch über die Linie zu drücken. Besser kann man einen Konter nicht spielen.
Eine solide Führung, aber noch kein Grund, lässig zu agieren. Und so wurde weiter munter nach vorn gespielt. 1x Pfosten, mehrfach knapp oder kein Abseits, an TUS lag es nicht, dass es weiter nur zwei Tore Vorsprung waren. Nur noch selten kamen die Gastgeber gefährlich bis vor das Handwerk – Tor. Allerletzte Zweifel oder Hoffnung zerstörte dann Kirsch in der 69. Minute mit dem 3:0. Dieck hatte den Uwe Bein – Gedächtnispass gespielt und Kirsch vollendete eiskalt. Es waren zwar immer noch 20 Minuten auf der Uhr, aber es musste schon mit dem Teufel zugehen, wenn hier nochmal Spannung aufkommen sollte.
Klar kann immer mal ein Ball ins Gehäuse bugsiert werden, aber nicht heute. Die SGH besann sich fortan eher auf die Defensive, die Null sollte unbedingt gehalten werden. Und das taten sie auch. Nach 94 Minuten war der Auswärts – Derby – Zu Null – Sieg eingefahren. Es war ein verdienter Dreier für die Kreuziger – Elf. Hatte man doch mit der eigenen Führung das Geschehen im Griff, zeigte sich abgezockt vor dem Tor und konsequent in der Verteidigung. Es war ein mannschaftlich geschlossener Auftritt. Jeder hatte seinen Teil dazu beigetragen.
Erfolge beim ewigen Rivalen schmecken natürlich immer besonders lecker. Und wenn man beide Saisonduelle gewinnt, macht man den Anhang um so glücklicher. Es war ein Paradebeispiel wie es laufen kann, wenn man die Chancen nutzt und den Gegner so zum Handeln förmlich zwingt.
Hätte gerne öfters in der nun abgelaufenen Spielzeit so sein können. Möglichkeiten dazu waren genug vorhanden.
So kommt die SG Handwerk auf dem 8. Tabellenplatz mit 23 Punkten ins Ziel. Für eigene Ansprüche und Ziele sicher etwas zu dünn. Ob nun gut oder schlecht, einen Großteil der verlorenen Punkte hatte man einzig und allein selbst zu verantworten. Hier kann gerne in 23/24 angesetzt werden.
Trotz alledem ist Handwerk aber immer noch ein verschworener Haufen. Nicht mehr ganz jung, aber immer noch in der Lage, mit entsprechender Leistung den Spitzenteams auf den Sack zu gehen. Hoffentlich dann in der neuen Spielzeit wieder.
Allen sei eine erholsame Sommerpause gegönnt. Gut erholt und braun gebrannt wartet die Schwimmhalle Olvenstedt auf jeden von uns.

(rt)

Aufstellung:

Schröter – Wegerich, Petersdorf, Schröder – Slotta (75. Tennstaedt), Dieck, Schulz, Kirsch (69. Schenk) – Reeh, Thurm (85. Michael), Brentrop (77. Moritz)

Tore:

0:1 Brentrop (31.)

0:2 Brentrop (49., Reeh)

0:3 Kirsch (69., Dieck)

Gelbe Karten:

…/ Schulz

Schiedsrichter:

Sebastian Graßhoff (Tonio Petzsch, Cedric Kahl)

Zuschauer:

30