Es war wieder Derbyzeit in Neustadt an diesem Wochenende. Zum ewig jungen Duell empfing die SG Handwerk die Zweitvertretung von TUS. Beide Teams waren in den letzten Wochen wenig von Erfolgen gesegnet. 
Bei diesem Evergreen des Amateurfußballs spielen aktuelle Form und Tabellenplätze aber keine Rolle. Der Kontrahent soll in die Schranken verwiesen werden, die Punkte um jeden Preis auf dem eigenen Konto landen. 
Dementsprechend hatte Coach Kreuziger bei der Besprechung seine Mannen an der Ehre gepackt, daran appelliert, was in diesem Sport wirklich wichtig ist. Motivationstrainer wären vor Neid regelrecht erblasst, hätten eifrig mitgeschrieben. 
Fehlte also nur noch die Umsetzung. Und es schien zu fruchten. Denn die SGH begann wie die Feuerwehr. Nicht kopflos, sondern kontrolliert aber mit mächtig Druck. Die Gästen wussten gar nicht,  wie ihnen geschieht.
Es ging nur in eine Richtung, auf das schwarz – gelbe Tor. Und dann kam sie, die ominöse dritte Spielminute. Böse Erinnerungen an die vergangenen Partien wurden wach. Aber es sollte anders kommen. Moritz hatte eine Ecke präzise vor das Tor gebracht. Klitsch hatte sich elfengleich nach oben geschraubt, nickte zur 1:0 Führung ein. 
Da war er endlich wieder, sein Torriecher. Ein perfekter Start für die Gastgeber. Und Handwerk blieb dran. Bis auf wenige Ausnahmen ging es nur in Richtung TuS-Gehäuse. Immer wieder fand man die Lücken zwischen den Verteidigern oder dahinter. Gefühlt alle 5 Minuten war ein Handwerker alleine mit Ball Richtung Tor unterwegs. 
Aber egal wer da kam, alle bekamen das große Nervenflattern. Mit Tempo vorbei am Keeper, Abschluss aus sicherer Entfernung, schön flach neben den Pfosten oder den Mitspieler bedienen. Alles wäre möglich gewesen. 
Nichts wurde umgesetzt. Schon nach einer halben Stunde hätte die SGH mit Minimum 3:0 führen müssen. Der Sack hätte frühzeitig zu sein können. Es war zum Haare raufen, sofern diese noch in griffiger Länge vorhanden waren. TuS fand so gut wie gar nicht statt. Und was dann doch mal durchkam, war sichere Beute von Keeper Schröter in seinem Comeback. 
Trotz der vergebenen Chancen war es ein couragierter Auftritt der Gastgeber, vieles funktionierte, was in den vergangenen Wochen vermisst wurde. So ging es knapp mit 1:0 in die Kabine. 
Mit Beginn des zweiten Durchgangs traten die Gäste nun engagierter und zielstrebiger auf. 
Ein weiterer Grund für Handwerk, sich keinesfalls auf der dünnen Führung auszuruhen. Ziel musste es immer noch sein, die Partie schnellstmöglich mit weiteren Treffern zu entscheiden. 
Und Chancen dafür boten sich immer noch in schöner Regelmäßigkeit. Mit zunehmender Zeit wurde aus dem Selbstverständnis aber der „Wackelfuss“. 
Die Nerven übernahmen so langsam die Steuerung bei den Jungs in Blau – Weiß. Logisch, dass Spiel im Griff gehabt, so viel Hundertprozenter liegen lassen und nun wollte der Kontrahent auf einmal auch noch mitspielen. 
Neues Personal betrat den Rasen und damit die Hoffnung, den Sack endlich zuzumachen. Aber TUS kam immer mehr auf, Handwerk stand zu oft zu tief hinten drin. Jetzt war es erst mal oberste Bürgerpflicht, den Laden dicht zu halten. Da brannte es schon mal lichterloh im Strafraum. Noch 3 Minuten Nachspielzeit wurden angezeigt. Einen Konter abgefangen, eine Ecke geklärt. 
Ein allerletzter Freistoß für die Gäste. Einfach weg das Ding.
Und dann war es geschafft. Die 3 Punkte waren eingesackt. Große Jubelarien wollte bei der SG Handwerk da noch nicht aufkommen. Zu nervenaufreibend waren gerade die letzten Minuten gewesen. 
Auch wenn es am Ende ein großes Zittern war, war es aber doch ein verdienter Sieg von Blau – Weiß gegen Schwarz – Gelb. Es war gerade in den ersten 60 Minuten ein beherzter und sehr ordentlicher Auftritt der SGH. Einstellung, Wille und Einsatz hatten gestimmt. 
Und man hatte sich selbst bewiesen, dass man mit diesen Tugenden sehr viel erreichen kann. Daran gilt es im letzten Spiel des Jahres anzuknüpfen. Ein erster Grundstein ist gelegt, um halbwegs versöhnlich die Hinrunde zu beenden und sich dann in Tabellenregionen zu schieben, in denen man sich selbst sieht und die auch absolut möglich sind.        
(rt)

Aufstellung:

Schröter – Schulz, Petersdorf (80. Kleinert), Wegerich – Slotta (74. Brentrop), Dieck, Erdmann, Kirsch (74. Tennstaedt) – Reeh, Klitsch (66. Gehrke), Moritz (80. Ihloff)

Tore:

1:0 Klitsch (3., Moritz)

Gelbe Karten:

Kleinert / Knoll, Mahr

Schiedsrichter:

Stephan Mattheis (Frank-Detlef Stietzel, Edgar Teumer)

Zuschauer:

46