Nach monatelanger Zwangspause für alle Fußballinteressierten, oder besser, Fußballverrückten im Stadtbereich ging es an diesem Wochenende endlich wieder los mit der schönsten Nebensache der Welt. Gleich zum Saisonauftakt empfing die SG Handwerk am heimischen Umfassungsweg die Roten Sterne. Coach Kreuziger, der aus privaten Gründen verhindert war, hatte bis zuletzt versucht, SKY oder DAZN zu einem Livestream zu bewegen, um seinem Team zumindest auf diesem Weg möglichst nah zu sein.
Vorbereitung hin oder her, so wirklich wusste eigentlich niemand, wo man persönlich und als Team leistungsmäßig stand. Bei den Hausherren sah das direkt mit dem Anpfiff schon mal sehr ordentlich aus. Von Nervosität oder Unsicherheit keine Spur. Der Ball lief schnell und schnörkellos durch die eigenen Reihen oder wurde durch konsequentes Attackieren erobert. So ließ die erste Riesenchance nicht lange auf sich warten. Nach fünf Minuten war Gehrke allein vor dem Keeper, konnte sich aber scheinbar nicht für eine Ecke entscheiden und zielte zu zentral. Handwerk blieb dran, setzte die Sterne schon tief in deren Hälfte unter Druck, kam so immer wieder zu Ballgewinnen. Was Richtung eigenes Tor kam, wurde meist noch vor der gefährlichen Zone wegverteidigt. Das nächste dicke Ding für die Gastgeber hatte dann Slotta. Klitsch hatte den Ball erobert, zog Richtung Tor, sah den mitlaufenden Slotta. Sein Abschluss aus halbrechter Position ging aber knapp am Pfosten vorbei. Wenig später Möglichkeit Nr. 3 zur Führung. Aber auch Klitsch`s Versuch war nicht von Erfolg gekrönt. Offensiv sah das bis hierhin sehr ansprechend aus. Es fehlte nur das Tor. Und wie so oft in diesem Sport, rächt sich so etwas. Mit der ersten Halbchance gingen die Gäste nach 18 Minuten in Front. Eigentlich war der Ball schon geklärt, wurde aber aus spitzestem Winkel nochmal aufs Tor gebracht und bekam beim Klärungsversuch den entscheidenden Impuls über die Linie. Verkehrte Welt am Umfassungsweg. Dadurch gab es einen Bruch im Spiel der SGH. Unzufrieden mit dem Zwischenstand, unzufrieden mit sich selbst verlor man den Faden. Diesen Umstand nutzten die Sterne nur Minuten später zum zweiten Treffer. Zu weit aufgerückt, zu viel gewollt und das 0:2 bekommen. Der nächste Nackenschlag. Ab jetzt war es eine ausgeglichene Partie ohne große Vorteile für eines der beiden Teams. Aber natürlich mit dem Momentum zu Gunsten der Gäste. So ging es in die Pause.
Kurz runterfahren, sammeln und neu ausrichten. Noch war das Ding hier nicht verloren. Ein eigener Treffer und man wäre wieder voll im Geschehen. Da kam das 0:3 kurz nach Wiederbeginn mehr als ungelegen. Abstimmungsprobleme in der Defensive, ein Schuss aus der Entfernung und man lag mehr als deutlich zurück. Zu verlieren hatte die SGH nun natürlich nichts mehr. Also nochmal zusammenreißen und sich das Unmögliche vornehmen. Der 1:3-Anschluss von Brentrop war dann spätestens die Initialzündung. Eine Flanke von jenem Brentrop von halblinks wurde immer länger, ging an Freund und Feind vorbei und ins lange Eck. Handwerk nun wieder voll im Offensivmodus. Noch nicht wieder so gefährlich wie zu Beginn, aber voll im Spiel. Belohnung hierfür war dann das 2:3 in Minute 78. Ball verloren, Ball zurückerobert, schnell in die Tiefe gespielt, Gehrke gefunden, trocken ins lange lange Eck. So einfach kann Fußball sein. Klar, Handwerk warf jetzt alles nach vorn. Das merkten auch die Sterne, spielten wieder mit und kamen selbst zu Chancen. Irgendwo würde noch ein Treffer fallen, dass war so gut wie klar. Blau – Weiß drängte auf den Ausgleich, investierte alle noch verfügbaren Kräfte. Aber wie am Anfang machten die Gäste das Tor. Es war das Entscheidende zum 2:4 in der Schlussminute. Kurz danach war Feierabend, die Köpfe gingen runter beim unterlegenen Team.
Viel investiert, viel riskiert und doch am Ende leere Hände. Insgesamt kann man der Mannschaft keine großen Vorwürfe machen. Mitentscheidend waren die ausgelassenen Chancen zu Beginn und die Phase zwischen Minute 20 und 50, als man 3 Gegentreffer kassierte. Eine Punkteteilung wäre aber verdient und gerecht gewesen. Diese Begegnung könnte ein Fingerzeit für gerade begonnene Saison werden. Enge Partien, Fehler werden konsequent bestraft, es ist aber auch jeden Spieltag etwas drin. Egal gegen wen.
Tritt die SG Handwerk am nächsten Wochenende fast genauso auf und stellt kleine Schwächen ab, steht dem Derbysieg gegen Gelb-schwarz nichts mehr im Wege.
BLAU UND WEISS UM JEDEN PREIS !
(rt)
Aufstellung:
Schröter – Kleinert, Petersdorf, Schröder – Rexer, Schulz, Schenk (84. Schenk), Brentrop – Slotta (39. Moritz), Klitsch, Gehrke
Tore:
0:1 Spilgies (18.)
0:2 Spilgies (25.)
0:3 Kreiser (51.)
1:3 Brentrop (60.)
2:3 Gehrke (78., Schenk)
2:4 Spilgies (89.)
Gelbe Karten:
Moritz / Fehlhauer, Omar, Knauf
Schiedsrichter:
Ingo Henning (Niklas Stoye, Christian Knorr)
Zuschauer:
16