SG Handwerk vs. Rote Sterne, ein Traditionsduell in Magdeburgs höchster Spielklasse. Selten mit fußballerischer Ästhetik und feiner Klinge, aber immer mit höchster Intensität und Verbissenheit. Und auf nichts anderes hatten sich die Anwesenden an diesem Samstag eingestellt. Gerade für das Team von Coach Kreuziger ein wichtiger Gradmesser gegen einen tabellarisch direkten Konkurrenten.
Das Duell gegen die „Männergrippe“ hatte man am Tag zuvor schon verloren. Zwei kurzfristige, krankheitsbedingte Ausfälle waren zu verkraften. Handwerk kam verdammt schwer in die Partie, um es genauer zu sagen, eigentlich gar nicht. Gedanklich und spielerisch war man immer einen Schritt langsamer als der Gegner. So wurde der Ball vollkommen unnötig im Vorwärtsgang verloren, die versuchte Rettung mündete dann in einem Freistoß für die Sterne. Passend zu dieser Situation landete das Ding auch noch direkt in den Maschen. Einen Standardtreffer kann man immer mal kassieren, nur die Entstehung wäre zu verhindern gewesen. Nicht in der Partie, früh in Rückstand, es sollte ein widriger Nachmittag werden. Nun war es leibhaftig nicht so, dass die Gäste hier ein Offensivfeuerwerk abbrannten, aber Handwerk schaffte es, noch harmloser zu agieren. Einfachste Dinge misslangen, getreu dem Motto: „der Ball… mein Feind, mein Gegner“. In dieser Phase war Sudenburg dem nächsten Treffer weitaus näher. Erst gegen Ende der Halbzeit fand die SGH besser ins Spiel, ganz ohne Zauberei, sondern mit einfachen und hundertfach trainierten Mitteln. Um so ärgerlicher war da das nächste Gegentor in der 42. Minute. Nach einer Ecke fühlte sich niemand für die Klärung des Balls zuständig, ob mit Fuß, Kopf oder Hand. So war es ein leichtes für die Sterne, auf 2:0 zu erhöhen. Hier sprach eigentlich nichts mehr für eine Rückkehr Handwerks in den Kampf um Punkte. Eigentlich. Denn in der Nachspielzeit der ersten Hälfte war es Torjäger Klitsch, der nach einer eigenen Ecke mit einer Energieleistung das runde Leder über die Linie drückte. Der Anschluss war hergestellt, die Hoffnung auf eine bessere zweite Hälfte so mit auch. Trotz bedenklichen Auftritts hatte man den Rückstand noch in reperaturfähigen Grenzen halten können. Nach Murphys Gesetz sollte nun die deutlich bessere Halbzeit folgen. Und erfreulicherweise war es so auch.
Mit Minute 46 waren die Gastgeber erheblich besser im Geschehen. Näher am Mann, präziser im Passspiel, besser in der Raumaufteilung. So wurde es ein ausgeglichenes Duell, ohne an spielerischer Qualität zu gewinnen. Zeitweise neutralisierten sich beide Teams quasi. Mal ein Standard hier, mal ein Konter da. Schon jetzt lebte die Begegnung von der Spannung, denn Handwerk übernahm langsam das Zepter. Und ein weiterer eigener Treffer würde ja zum erhofften Punktgewinn reichen. Aber würde dieser noch fallen? Der Sand rann unaufhörlich durch die Uhr. Auch das Gleichgewicht zwischen bedingungsloser Offensive und das Verhindern des Gegentores musste gewahrt bleiben. Über zu wenig Arbeit konnten sich die Unparteilichen heute nicht beschweren. Nahezu jeder Zweikampf bot Diskussionspotential. Ob verbal oder körperlich, ausgeteilt wurde von beiden Seiten sehr ordentlich. Es ging Richtung Ende und die SGH konnte dieses Mal nicht auf ihren Edeljoker zurückgreifen. Der versuchte, mit Hustenbonbons den Tag erträglicher zu gestalten. So mussten andere diesen Part übernehmen. Es lief die Nachspielzeit, noch ein letzter Angriff, ein allerletzter Versuch. Vollversammlung im Sterne-Strafraum. Slotta setzte Erdmann in Szene und dieser traf aus halbrechter Position zum viel umjubelten 2:2 Ausgleich. Kurz danach war Schluss, ein trübes Spiel fand berechtigter Weise keinen Sieger.
Denn dafür hätte von beiden Teams wesentlich mehr kommen müssen. Wenn man Handwerk etwas zu Gute halten möchte, ist es die Leistungssteigerung im zweiten Durchgang und der Glaube an sich bis zum Abpfiff.
Es ist weiterhin schwer, gegen die SGH zu gewinnen. Und weiterhin ist klar, dass Blau – Weiss keinen Punkt geschenkt bekommt. Alles muss hart erarbeitet werden. Außer, man minimiert die eigenen Fehler und bringt mal zwei gleich gute Halbzeiten auf den Platz.
(rt)
Aufstellung:
Schröter – Schulz, Petersdorf (75. Timpe), Schenk (68. Michael) – Rexer, Dieck, Erdmann, Brentrop (61. Slotta) – Moritz, Klitsch, Gehrke
Tore:
0:1 Schimmelpfennig (5.)
0:2 Kreiser (42.)
1:2 Klitsch (45.+2)
2:2 Erdmann (90.+2, Slotta)
Gelbe Karten:
Schulz, Dieck / Bär, Hundt, Tesfu)
Schiedsrichter:
Oskar Lange (Abdala Aladas, Frank Stietzel)
Zuschauer:
15