Eine Fussballweisheit besagt, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat. So war es auch am gestrigen Sonntag im Spiel der SG Handwerk gegen den 1.FCM II. Was viele im Vorfeld nicht für möglich hielten, geschah, denn der Favorit und Landesklassist musste die Segel streichen und kann seine Finalteilnahme aus dem Vorjahr nicht wiederholen. Das Spiel begann und entwickelte sich wie im vorraus prognostiziert. Die Gäste mit Ball, Handwerk tief in der eigenen Hälfte mit fast allen Mann. Konzentriert und bis in die Haarspitzen motiviert, legte man eine aufmerksame Defensivleistung an den Tag. Und was einmal durch den Abwehrverbund schlüpfte, war sichere Beute von Schröter im Tor, wobei dieser zur Überraschung aller nicht übermäßig viel zu tun bekam. So war es dann auch der SGH vorbehalten, dass erste Achtungszeichen zu setzen. Knoll behauptete nach einem langen Ball das Leder und bediente Rexer. Bei dessen Bogenlampe hatte der Keeper alle Mühe, das Spielgerät noch eben so aus dem Winkel zu fischen und zur Ecke zu klären. Die reifere Spielanlage zeigten natürlich die Gäste, die Ball und Gegner laufen ließen aber dann spätestens am Strafraum ratlos waren. Hinzu kam dann auch schon das Tor des Tages. Plumpes Foul des FCM auf halbrechts, und Michael schien endlich mal seinem Trainer zuzuhören. Butterweiche Flanke über die Abwehrlinie, Schulz konnte mutterseelenallein einlaufen und traf aus 10 Metern per Kopf hoch ins lange Eck. Die Führung spielte Handwerk nun noch mehr in die Karten, konnte man sich so noch mehr aufs Verteidigen konzentrieren. Das Spielgeschehen verlagerte sich noch mehr in die Handwerker Hälfte, auch wenn es dies eh schon die ganze Zeit tat. Mit Doppelpässen und Klatschenlassen versuchte der Gegner in Abschlussposition zu kommen, sodass Schröter zwei tückische Flachschüsse parieren musste. Wach sein musste man ebenfalls bei Ecken und langen Einwürfen, da es doch gehörige Größenunterschiede gab, die sich zum Glück jedoch nicht negativ auswirkten. Der Frustpegel des Clubs stieg mehr und mehr, spielerische Lösungen fehlten, ein kontinuierliches Durchkommen war nicht möglich. Die Hunderprozentige gab es auch nicht. So griff man dann schon zum einfachsten aller Mittel, dem sich bei jedem Körperkontakt Fallenlassen und auf Elfmeter zu hoffen. Der souverän leitende Schiedsrichter hatte aber bei jeder Szene gute Sicht und fiel nicht darauf herein. So war dann Pause und es hieß erstmal runterkommen, abkühlen und viel trinken. Ab Neustart erwartete man nun wütende, anrennende Gäste und war drauf vorbereitet. Doch es kam weiterhin nicht viel offensives zusammen. Schlechte Flanken und schlechte Freistöße der Ostelbier zierten das Bild. Nach etwa einer Stunde Spielzeit kam sie dann doch, die große Chance zum Ausgleich. Fast deckungsgleich mit dem Führungstor segelte eine Flanke in Richtung Fünfer, den Kopfballtorpedo vom freistehenden Angreifer zum Glück genau auf den Mann haute Schröter aus der Gefahrenzone. Auf der Gegenseite hätte Knoll nach einem Konter das Spiel entscheiden können, bekam aber mit dem Rücken zum Tor nicht mit, dass sich sein Verteidiger gerade eben selbst eliminierte und durch den Strafraum krabbelte. Eine einfache Drehung und er stände frei vor der Kiste. So jedoch folgte ein Rückpass, Dieck`s Schuss von der Strafraumkante wurde geblockt. Handwerk war weiter sichtlich um Entlastung bemüht, aber die Kräfte schwanden zusehends. So musste frisches Personal her, die alle sofort im Spiel und auf Betriebstemperatur waren. Die runtertickende Zeit war nun 12. Mann, jede vergangene Minute wurde auf der Bank gefeiert und runtergezählt. So langsam machten sich Risse in den Ketten bemerkbar, ein ums andere Mal wusste man sich nur noch mit Foulspiel zu helfen, aber einen guten Freistoßschützen suchen die Gäste Gottseidank auch heute noch vergebens. Wie man das ordentlich macht, zeigte Petersdorf kurz vor Schluss. Aus 35 Metern packte er noch einen aus und zwang den Torhüter zu einer ansehnlichen Parade. Was man so alles auch im hohen Alter noch im Tank hat, wenn man die vorhandene Luft zum Fussballspielen nutzt… Die letzte Szene des Spiels hatte es dann noch einmal in sich: Ecke für den FCM, alle auf nach vorn, Totalbelagerung des Strafraums. Ecke kommt, wird abgewehrt. Folgende Flanke wird immer länger und senkt sich genau am langen Pfosten,wo zwei Gästespieler lauern. Schröter aber fuhr die Lew Jaschin Arme aus und pflückte sich die Kirsche, wird danach noch umgerannt von den Spielern, blieb benommen liegen. Nach kurzer Behandlungsphase und nochmals 30 Sekunden Spielzeit war die Sensation dann perfekt. Hervorzuheben braucht man niemanden, es war eine tolle Mannschaftsleistung von vorn bis hinten. Jeder stellte sich in den Dienst des Ganzen und so sind dann auch solche schönen Momente möglich.

Aufstellung: Schröter – Gregor, Schröder, Petersdorf, Gajek, Michael (72. Gäde) – Rexer, Dieck, Schulz, Moritz (71. Kuhnert) – Knoll (68. Gehrke)

Tore: 1:0 Schulz (21., Michael)

Gelbe Karten: Schröder / –

Schiedsrichter: David Siegel (Nils Pilz, Tom Krone)

Zuschauer: 53