.Aufbau Empor Ost vs. Sportgemeinschaft Handwerk. Die Behörden hatten dieses Duell scheinbar als Hochrisikospiel eingestuft. Zumindest gab es von Offiziellen der Heimmannschaft eine strikte Fantrennung, sodass sich Anhänger der Gäste nicht in der Nähe der Ersatzbänke aufhalten durften. Stattdessen wurden sie in einen separaten Block verfrachtet. Auf AEO – Seite wurde da
großzügigerweise ein Auge zugedrückt. Aber klar, für einen möglichen Heimsieg ist jedes Mittel recht.
Aber nun zum Sportlichen. Handwerk nach der Niederlage in der Vorwoche heiß wie Frittenfett, hier und heute einen Dreier einzufahren. Und das ließ die Mannschaft auch sofort auf dem Platz erkennen. Es waren gerade mal 3 Minuten vergangen, da hatte Helmecke das Riesending auf dem Schlappen, um die Gäste früh in Führung zu bringen.
Im Nachhinein wahrscheinlich so etwas wie ein „Gamechanger“. Wäre man hier mit 1:0 in Front gegangen, es hätte unter Umständen einen gänzlich anderen Spielverlauf gegeben. Nach 10 Minuten war der erste Angriffsschwung Handwerks verflacht. Sicher hatte man mehr Ballbesitz, aber meist in ungefährlichen Räumen und ohne den letzten Zug zum Tor.
Es fehlte schlicht an zündenden Ideen. Dann musste halt die Pille irgendwie anders ins Tor gemogelt werden. So wie bei AEO in Minute 16. Kollektiver Tiefschlaf bei Handwerks Standardverteidigung und schwupps, liegt man in Rückstand. Der extrastarke Espresso zum wach werden war noch nicht gebrüht, da stand es auch schon 0:2. Zu beobachten, was der Gegner macht, ist ja grundsätzlich nicht verkehrt. Nur muss dann auch eine eigene Interaktion folgen. Fehlanzeige. Man fühlte sich unweigerlich an das Spiel aus der Vorwoche erinnert.
Es brauchte einige Minuten, bis sich die Gäste berappelt hatten. Um dann zu zeigen, wie es gehen kann. Ja, gehen musste. Ball in die Tiefe, energisch die Linie runter, quer gelegt, mitgelaufen, Tor durch Nico Thurm. Alles kein Hexenwerk, sondern einfachste Fußballgeometrie. Die SGH nun wieder voll bei der Musik.
Offensiv kannte man nun den Weg und defensiv war das Kontingent an Fehlern ja schon ausgereizt. Eigentlich. Denn offensichtlich war der Koffeinschub schon wieder verflogen. Es wurden weiterhin fleißig Einladungen wie zu Omas 90. Geburtstag verteilt. Anders sind die Gegentore zum 1:3 und 1:4 nicht zu erklären. Selbst die Hausherren dürften sich ordentlich über so viel Unterstützung gewundert haben. Hatten sie selbst ja recht wenig Aktien bei den Treffern.
Dieser deutliche Rückstand zur Pause warf natürlich alle Matchpläne über den Haufen. Taktieren und Spiel verwalten hatte sich somit erledigt. Also, dass Unmögliche möglich machen und das Comeback des Jahres hinlegen. Und dafür konnte es nur in eine Richtung gehen. Tore mussten her. Je mehr und je schneller, desto besser.
AEO nun fast ausschließlich in Verteidigungsposition. Handwerk fuhr Angriff auf Angriff. Es dauerte trotzdem bis zur 66. Minute, bevor Helmecke auf 2:4 stellen konnte. Die richtige Einstellung war längst gefunden. Kein Schritt war zu viel, kein Einsatz zu gering. Die nächste Belohnung folgte 11 Minuten vor Schluss. Helmecke hatte einen berechtigten Strafstoß zum 3:4 in die Maschen gesetzt.
Der blau – weiße Fanblock trieb Handwerk unaufhörlich an. Und es war ja auch nur noch ein Tor, um das weite Rund in ein Tollhaus zu verwandeln. Die Gastgeber inzwischen nur noch als Statisten auf dem Platz. Aber es lief die Zeit davon. Ein weiterer Elfmeter wurde der SGH verwehrt. Passte zu diesem Tag. Aller Aufwand war letztlich nicht von Erfolg gekrönt. Stattdessen gab es eine 3:4 Niederlage am Gübser Weg. Und wieder hatte man sich selbst geschlagen. Die Bürde des zwischenzeitlichen hohen Rückstands war einfach zu groß. Die Schuld an zu einfachen Gegentoren einzelnen Spielern oder Mannschaftsteilen anzukreiden, wäre aber zu einfach.
Denn bei Standards verteidigt nun mal die gesamte Mannschaft als Team. Und das hatte heute nun mal nicht ansatzweise funktioniert. Das man sich gegen so einen biederen Gegner auch noch beim Tore schießen so schwer tut, passt dann perfekt ins Gesamtbild.
Nun ist momentan logischerweise nicht alles gut. Aber auch nicht gleich alles schlecht. Das Kartenhaus „Handwerk“ scheint aktuell auf sehr wackligen Pfosten zu stehen. Jeder hat seine Aufgabe auf dem Feld. Ob rein offensiv, rein defensiv oder genau in der Mitte. Kann man das umsetzen, hilft man so den Mitspielern, ja dem gesamten Team beim Erreichen der gemeinschaftlichen Ziele. Es hat oft genug funktioniert, sonst stünde man nicht dort, wo man gerade steht. Und es wird wieder funktionieren, wenn man den Glauben an die eigenen Stärken und Fähigkeiten zurückgewinnt.
(rt)
Aufstellung:
Schröter – Kleinert (88. Kohnert), Reeh, Schröder, Schöber (66. Voigt) – Edmond (56. Zobel), Popien, Thurm – Brentrop (56. Lasch), Helmecke, Langer (83. Fieseler)
Tore:
1:0 Riethmüller (16.)
2:0 Meyer (21.)
2:1 Thurm (33., Langer)
3:1 Puchert (37.)
4:1 Wolter (42.)
4:2 Helmecke (66., Zobel)
4:3 Helmecke (79., FE, Helmecke)
Gelbe Karten:
Artelt / Schröder, Lasch
Schiedsrichter:
Thomas Neumann (Christoph Albrecht, Adrian Gehring)
Zuschauer:
42
