Großer Kampf wird nicht belohnt

Erfolge stärken bekanntermaßen das Selbstvertrauen. Da kam der verlustpunktfreie Tabellenführer Börde II gerade recht. Da die SG Handwerk auf dem besten Weg zu alter Qualität ist und die Erwartungen an dieses Spiel realistisch eingeschätzt wurden, konnte man mit dem entsprechenden Auftreten nur positiv überzeugen.
Von Beginn an war es der erwartete Anblick auf dem Rasen. Handwerk stand dicht gestaffelt und überließ dem Favoriten Ball und Raum. Zumindest bis zur Mittellinie. Ab hier war die SGH dann sofort präsent, lief den Ballführenden immer wieder hartnäckig an, ließ keinen Platz zur Entfaltung. Und diese Art und Weise zahlte sich nach gut 10 Minuten fast aus. Moritz hatte einen Ball Höhe Mittellinie erobert und war mutterseelenallein auf dem Weg Richtung Tor. Nur noch der Keeper oder die eigenen Nerven standen zwischen dem Torerfolg. Auch der mitgelaufene Klitsch bot eine zusätzliche Option. Aber sein Abschluss war nicht konsequent genug,die Riesenchance erst mal dahin. Schon hier dürfte den Gästen klar gewesen sein, dass die Burg Umfassungsweg heute nur mit allergrößtem Aufwand zu erobern war. Und die Hausherren blieben ihrer Linie treu. Gutes Verschieben, energische Zweikampfführung, defensiv sah das mehr als gut aus. Klar hatte der Tabellenführer gefühlte 80% Ballbesitz, aber wenn einem das Leben so schwer gemacht wird, kommt dabei wenig bis gar nichts rum. Und was dann doch mal gefährlich auf den SGH – Kasten kam, war sichere Beute von Schröter. Börde hatte wohl mit weitaus weniger Gegenwehr gerechnet, anders war das stetig steigende Frustlevel innerhalb und außerhalb des Platzes nicht zu erklären. Wer aber dachte, Handwerk würde heute nur verteidigen können und wollen, sah sich getäuscht. In schöner Regelmäßigkeit wurden eroberte Bälle zu Kontern, hielten so den Ball weit genug vom eigenen Tor fern. Das 0:0 zur Pause hatten sich die Mannen von Holger Kreuziger redlich verdient.
Auch mit Beginn denn zweiten Durchgangs gab es natürlich keinerlei Grund, etwas an der Ausrichtung zu ändern. Und so war es ein Spiegelbild von Hälfte 1. Börde suchte nach Lücken und Lösungen, fand aber nur die bravouröse Gegenwehr in Blau und Weiß. Sicher würden die Kräfte schwinden, aber der Wille die fehlenden Prozente wieder ausgleichen. Mitte der 2.Hälfte deutete sich nicht wirklich ein Treffer an. Egal, auf welcher Seite. So bedurfte es schon eine Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände, dass der MSV in der 63. Minute in Führung gehen konnte. Foul oder nicht, Abseits oder nicht, Fairness oder nicht. Alles egal. Ein unhaltbarer Abschluss brachte das 0:1. Aber aufgeben war keine Option für die Handwerker. Man hatte bis hierhin einfach zu viel investiert, um sich nicht bis zum Ende gegen die Niederlage zu stemmen. Jetzt hieß es, von Abwehr auf Angriff umzuschalten. Und schon die ersten 45 Minuten hatte gezeigt, das Bördes Zweite defensiv alles andere als sattelfest war. Mehr Torgefahr musste her, hier in Form des wiedergenesenen Gehrke. Und er machte das, wofür er bezahlt wird. Mit seinem ersten Ballkontakt brachte er das viel umjubelte 1:1. Nach Vorarbeit von Klitsch, erst mit dem Rücken zum Tor, dann fast akrobatisch aus der Drehung, noch mit Schürze für den Gegenspieler drückte er den Ball über die Linie. Man war der Ausgleich verdient! Und Belohnung für den bisherigen Auftritt. Den Gästen schmeckte das natürlich überhaupt nicht. Handwerk wollte sich partout nicht bezwingen lassen. So strichen die Minuten dahin. Die einen (Börde) konnten nicht so recht, die anderen (Handwerk) mussten ja nicht. Als alle schon die Punkteteilung verinnerlicht hatten, kam es zum Aufreger des Nachmittags. In Minute 95 bekam ein Handwerker den Ball aus wenigen Zentimetern an den angelegten Arm. Ausweichen oder Absicht erkennen vollkommen unmöglich. Trotzdessen zeigte der Schiedsrichter auf den Punkt. Alles Hinweisen und Regel erklären nütze nichts. Der Strafstoß wurde sicher verwandelt und brachte Börde auf die Siegerstraße. So einen Ausgang hatte keine der beiden Mannschaften verdient. Handwerk nicht, weil sie so um den sicheren Lohn in Form eines Punktes gebracht wurden. Und die Gäste nicht, weil man aus dem Spiel heraus über 90 Minuten seiner Favoritenrolle nicht gerecht geworden war. Ein bisschen mehr Gefühl in der Pfeife und niemand hätte sich über die Punkteteilung beschweren wollen bzw. können.
Was bleibt, ist der tolle Kampf, den die SGH geboten hatte. Alle Rädchen hatten perfekt ineinander gegriffen. Mit dieser Art und Weise wird der nächste Erfolg schon am kommenden Wochenende zu feiern sein.

(rt)

Aufstellung:
Schröter – Kleinert (75. Gehrke), Wegerich, Schulz, Schröder, Schenk – Slotta, Reeh, Moritz, Brentrop – Klitsch (89. Rexer)

Tore:
0:1 Krebs (63.)
1:1 Gehrke (76., Klitsch)
1:2 Dittwe (90.+3, HE)

Gelbe Karten:
Schenk, Schröder / Schlufter, Ismael

Schiedsrichter:
Justin Aderhold (Niklas Stoye, Noah Lutter)

Zuschauer:
53